Bad Bertrich/Bertriacum

Der Ortsname ist aus dem Keltischen abgeleitet und zeigt, dass die Quelle schon von den „Ureinwohnern“ genutzt wurde. Die Glaubersalzquelle ist 32 Grad warm. Am Standort des heutigen Kurhauses entstand eine römische Thermenanlage mit besonders gesichertem Brunnen. Der Quellschlund wurde von den Römern in der Tiefe mit Bleirohren gefasst und mit Ziegelmauerwerk befestigt, das mit Estrich abgedeckt wurde, um durch die enge Fassung den Druck und die Wasserlieferung zu steigern. Das ganze wurde mit einer Steinplattenabdeckung gesichert. Im Inneren ließ eine bleierne Steigleitung Wartungsarbeiten zu. Die Heilquelle liefert heute wie damals rund 170.000 Liter pro Tag.



Leider sind die Ausgrabungsunterlagen von 1881 in den Nachkriegswirren verloren gegangen. Und eine flächendeckende Ausgrabung hat in Bad Bertrich bisher noch nicht stattgefunden. Was man weiss ist dies:

Das römische Thermengebäude stand dort, wo auch heute das Badegebäude steht. Blei- und Tonröhren dienten der Wasserversorgung. Es gab ein größeres und zwei kleinere Schwimmbassins, mehrere Einzelzellen und Umkleideräume mit Ziegelverkleidung und bemaltem Wandputz. Die Bäder waren prächtig ausgeschmückt, wie Säulen- und Kapitellreste, Marmor und Sandsteinstücke bezeugen. Unklar ist, ob es einen getrennten Frauentrakt gab. Vermutlich gab es wie heute auch, Trink- und Wandelhallen.



Wie auch in heutigen Kurorten, hatten die Kurgäste viel Zeit und meistens auch viel Geld und versorgten sich im Ort. Östlich und westlich der Thermenanlage erstreckt sich der Vicus mit Kaufläden und Wirtshäusern an der damaligen wie heutigen Hauptstrasse entlang. Der Vicus reicht bis zum Römerkessel, im Westen bis zum „Flürchen“ am Hang des Heinzenberges. Hier gab es eine Töpferei am Ende des Vicus, wo Lampen und Tonfigürchen gefunden wurden, die wohl als Weihegaben von geheilten Kurgästen in den Tempeln geopfert wurden.

Wie eigentlich immer, hat die katholische Kirche die ursprünglich keltischen, dann römischen Tempel mit Kirchen überbaut, um die Heiden/Paganen so endlich dazu zu zwingen, an den alten Tempelorten eben den neuen, christlichen Gott anzubeten. So fand man die Reste eines Tempels im Bereich der heutigen kath. Kirche und einen Tempel auf der inselartigen Erhöhung des Römerkessels, wo heute die Evang. Kirche steht. Hier kamen Säulen und Kapitellreste zum Vorschein.

Südwestlich des Vicus, am Hang des Heinzenbergs, etwa 100 m oberhalb des Talkessels wurde ein gallo-römischer Umgangstempel gefunden. Den Münzfunden nach wurde der Ort in römischer Zeit von mindestens 117 bis ca. 400 n. Chr. genutzt. Man fand dort eine Marmorstatue der Diana, mit Hund und Hirschkuh. Diana trug wohl auch einen Bogen mit einem Pfeil in der anderen Hand. Sie trägt einen Köcher auf dem Rücken und ein griech. gerafftes, kurzes Gewand und Stiefel und ist mit ihren Jagdhunden abgebildet. Diana war nicht nur als Jagd- sondern auch als Heilgöttin beliebt.


Es gibt auch zwei Altärchen für die Heilgöttinnen Vercana und Meduna. Bekannt sind in Bertriacum erwiesenermaßen auch die Gottheiten Mars, Venus, Epona und die keltisch-römischen Muttergott-heiten/Matronen.

Das Gräberfeld des Vicus lag westlich oberhalb des Tempels Kuheck.

Villen gab es 1000 m nördlich des Vicus am NW-Hang des Sesenwaldes und 1300 m nordwestl. In der Flur „Müllischwiese“, sowie am „Facher Höchstchen“.

Die Straßenführung zum Vicus ist umstritten. Sicher ist eine Verbindung durch das Üssbachtal nach Alf/Mosel. Wo diese Straße oberhalb von Bad Bertrich die römische Fernstrasse Trier/WittlicherSenke/Mayen/Andernach/- Koblenz kreuzte ist ungewiss. Die Fernstrasse lässt sich erst ab Hontheim und Lutzerather Höhe gut verfolgen; es gibt zwei Möglichkeiten: Der Feldweg etwa 400m oberhalb der Entersburger Talquerung oder durch Kandel-/Elbesbachtal, dann bei Elfenmühle Üss-Querung und über den alten Postweg nach Kennfus.

Im 5. Jahrhundert ziehen sich - zumindest die reichen Römer - wegen der Germaneneinfälle aus der Region zurück. Daraufhin fehlen um Bad Bertrich herum, wie überhaupt insbesondere auch im Hunsrück, jegliche Siedlungsspuren. Wahrscheinlich erfolgte erst wieder eine ausgeprägtere Besiedlung in der mittelalterlichen Rodungsphase im 10. Jahrhundert.

So ähnlich könnte auch Bertriacum ausgesehen haben.



Nur etwas "römischer" im Baustil wird die Hauptstraße
gewesen sein, aber Tavernen, Läden und Zeitvertreib
jeglicher Art gab es damals wie heute.


heutige Kath. Kirche auf der Talanhöhe, damals wohl
der Standort des örtlichen Haupttempels


Evang. Kirche am Römerkessel, damals ebenfalls Tempelstandort


antike Tonbehälter
                              

Damals wie heute nutzte man die Quelle als Heilmittel
im Rahmen einer Trinkkur gegen Probleme von
Leber und Galle, Bauchspeicheldrüse, Nieren und Darm.
Das warme Thermalwasser war und ist natürlich
auch für jedwede Behandlung rheumatischer und
orthopädischer Leiden geeignet.