Mayen/Magos vicus
Basaltmühlen und Töpferwaren

Mayener Geschichte

Mayen war schon in keltischer Zeit eine Gewinnungsstätte der frühen Reibsteine und späteren Napoleonshüte ab dem 5. Jh v. Chr., die über das keltische Antunnacum den Rhein aufwärts und abwärts gehandelt wurden. Ab 200 v. Chr. stellten die Kelten, wohl nach Vorbildern aus dem Mittelmeerraum, auch Handmühlen her. Die Mühlsteinproduktion hat also eine sehr lange Tradition.Die römische Übernahme mit dem Ausbau der keltischen Fernstraßen, der Gründung römischer Militarstandorte und neu gegründeten Wirtschafshöfen (villae rusticae) intensivierte Handwerk und Handel ganz außerordentlich. Um den Vicus und all die Produktionsstätten zu schützen, entstand im 4. Jh. eine Wacheinheit auf dem Katzenberg
(2 Steintürme, Mauerzüge, Holzpalisaden). Allein in der römischen Epoche wurden rund 3,5 Millionen Kubikmeter Basalt abgebaut. Das entspricht rund 17 Millionen Getreidemühlen und einem Herstellungsumfang von ca. 37000 stück pro Jahr, wofür man ca. 585 Arbeitskräfte brauchte. In der römischen Epoche wurden ca. 3,7 Millionen Tonnen Basalt abgebaut, bearbeitet und exportiert.
Der Handel fand über den Rheinhafen Andernach/Antunnacum statt, mit Schiffen die bis 40m Länge, 5m Breite aufwiesen und eine Nutzlast bis zu 75 Tonnen transportieren konnten. Am Produktionsumfang erkennt man die Wichtigkeit der Osteifel als Ressourcen- und Produktionsstandort. Deshalb sind die Abbaustellen auch zunächst unter römischer Militärverwaltung unter dem Schutz der Legion XXX (Ulpia Victrix), später werden die Bergwerke privatwirtschaftlich verwaltet, wahrscheinlich mit Pachtverträgen.



Vicus Magos

In Mayen gab es Funde von schieferplattengedeckten Wasserkanälen, Brunnen aus Balsaltquadern, Hofpflasterungen aus Basaltplatten, auch von Ziegelplattenböden, steinerne Kellergewölbe, Säulen und Architekturfragmente aus Basaltlava, Tuff und Sandstein. Wandmalereien, und nicht zuletzt auch einer Hypokaustenanlage, Hohlziegel und Wandheizung im Mayener Vicus – Beweise eines gehobenen Wohnkomforts in der römischen Zeit. Ein großer Gutshof (fundus) befindet sich in Thür, nordöstlich des Mayener Grubenfeldes. Zahlreiche Nebengebäude und eine große Umfassungsmauer schützten das  Hofareal.

Es wurden Tempel und eine öffentliche Sonnenuhr errichtet (Stehbachstraße, durch den Mäzen Iucundinus etwa kurz vor 200 n. Chr.), bzw. gestiftet. Es gab eine Brücke über die Nette.
„Hercules saxanus“ ist Schutzgott der Steinbrüche, zusammen verehrt mit Juno, Mars, Jupiter, Neptun, Suleviae u. a.
Im Pönterbachtal ist ein Heilbrunnen nachgewiesen, Weihesteine für Apollo und die Nymphae volpinae wurden ebenfalls ausgegraben.

Ein wohl typisches Werkstatthaus (Mayen Keutelstr.): rund 100 qm gross, durch eine Mauer quergeteilt. Der straßenseitige Raum mit Basaltplatten gepflastert, vermutliche eine Toreinfahrt mit Holztor. Der gepflasterte Raum war wohl die Werkstatt, es wurden 30 Handmühlsteine, unfertig und fertig gefunden. Die zweite Hälfte des Gebäudes hatte einen gemauerten Brunnen mit 1,15 m Durchmesser. Der Raum wurde wohl als Wohn- oder Wirtschaftsraum genutzt.

Auf der Eich lag ein riesiges römisch-fränkisches Gräberfeld. Spätantike Tuffsarkophag-Bestattungen mit spektakulären Glasfunden, Schmuckstücken, Götterfigürchen, Waffen. In Reichweite der Grabstätten gab es Verbrennungsplätze. Je nach finanziellen Möglichkeiten wurden die Grabkisten aus durchlochten Schieferdachplatten errichtet und die Urne und die Beigaben eingelegt. Arme wurden nur mit einem Öllämpchen, reiche Menschen mit rotem Terra Sigillata-Geschirr, Glasgefäßen und Schmuck begraben. Manche Besitzer einer villa rustica errichtete auch große Grabmonumente aus Tuffsteinen.

Leider konnte man bei meinem letzten Besuch auf der Genovevaburg in Mayen absolut keine römischen Funde besichtigen!

Zur Infrastruktur gehörten Brücken, Furten, Herbergen (Mansiones) in den Vici und straßennahe Gespannwechsel-Stationen (mutationes), Schmieden für Fahrzeugreparaturen oder Hufeisenwechsel. Nachgewiesen ist eine solche Station zwischen Mayen und Monreal. Die Straßenoberflächen waren unterschiedlich ausgeführt. Großenteils mit festgestampftem Quarzkieselbelag, in den Vici mit  Basaltplatten gepflastert, die einfachen Seitenstraßen und Wege geschottert. Zur Infrastruktur gehörten auch Meilensteine an den Weggabelungen, kleine Tempelchen und Weihesteine für die Schutzpatrone der Fuhr- und Kaufleute, der Reisenden und Händler (überwiegend Epona, Merkur)

In Mayen, Remagen, Namedy – wurde Basalt für Mühlsteine, Steine gebrochen, Dachschiefer gebrochen,   bei Kretz/Meurin Tuff abgebaut.
Darüber hinaus gab es viele Steinverarbeitungsbetriebe zur Herstellung von Wasserleitungen, Brunnenfassungen, Grabmäler, Weihealtären, Steinsarkophagen, usw.
Am Wachtberg bei Königswinter/Drachenfels auf der rechten Rheinseite– Trachytabbau.

Zur Herstellung und Verarbeitung des Basaltes:

Auszüge aus "Steinbruch und Bergwerk"                (Vulkanparkforschungen Band 2)
ISBN 3-88467-048-4

Um Basaltblöcke zu gewinnen, bediente man sich wohl überwiegend der Schaltechnik.Entlang der gewünschten Spaltung wird über die gesamte Länge eine Schalrinne ausgeschlagen, in die längs zwei hölzerne Lamellen eingesetzt, zwischen die die Spaltkeile eingeschlagen werden. Die Schalrinnen hatten bestimmt hauptsächlich den Zweck, tiefer ins Gestein zu dringen, um verwitterte Gesteinspartien an der Oberfläche zu beseitigen und Abplatzungen zu verhindern.  Die eigentlich schwere Arbeit bei der Spaltung war da Ausschlagen der Keiltaschen, da je Keiltasche etwa 15-20 Min dauerte, also für einen Meter und 5-6 Keiltaschen etwa eine halbe oder dreiviertel Stunde. Das Abkeilen dauerte nur wenige Minuten.  Das Eintreiben der Keile mit dem Keilhammer kann dank der Lamellenbretter sehr gleichmässig erfolgen. Am Klang der Einschläge kann man sehr gut erkennen, ob die Keile gleichmässig eingeschlagen worden sind. Je strammer ein Keil sitzt, desto heller klingt er. Die Keile drücken den Basalt auseinander, sie schneiden ihn nicht.

Vorzugsweise nahm man deshalb gerne schon passend verlaufende Risse im Basalt, um Blöcke leichter gewinnen zu können.  Für die Mühlsteine verwendete man die Basaltsäulen, die die zylindrische Form für das Zwischenprodukt der  späteren Mühlen schon sehr gut vorgaben. Sie wurden quer zur Wuchsrichtung, also horizontal gespalten. Ein Säulenstück von 1m Länge und 70 cm Durchmesser wiegt knapp eine Tonne. Die Säulen wurden mittels einer Keilspaltung von ihrer Basis gelöst und dann mittels eines Hebeeisens umgeworfen.

Hatte die Säule bereits Stiche (Brüche), brach sie meist an diesen Stellen.  Die ausgelösten Säulenstücke wurden für die Weiterverarbeitung in winkelig gearbeitete Stützen schräg in Position gestellt, damit der Mühlsteinzurichter sie leichter bearbeiten konnte. Wahrscheinlich hatten die Zurichter einen festen Arbeitsplatz direkt im Steinbruch, in den aufgelassenen Bereichen der Steinbrüche, bestimmt unter einem mehr oder weniger festen Wetterschutz.Die abgekeilten eckigen Säulenabschnitte wurden aufgebänkt und mit einem schweren Hammer groß in zylindrische Form gebracht. Gleichzeitig ebnete man die bruchrauen Ober- und Unterlagerflächen der zukünftigen Mühlesteine ein. Werkzeug dazu war ein Hammer mit breiter Schneide. Für das Markieren des Mühlsteindurchmessers bediente man sich wohl eines einfachen Zirkels. Für die Formen der beidseitig konisch geformten Läufersteine (catilli) und er konischen Form der Ständersteine (metae) muss es Messschablonen oder –winkel gegeben haben.Die charakteristische Oberflächen der römischen Mühlsteine bestand aus 6 Segmenten mit versetzten Schärfungsrillen, die mit Spitzeisen und Fäustel eingeschlagen wurden. Damit wurde auch das Achsloch (Mühlenauge) und die Aussparung für den Mitnehmer (Mühlenhaue) im Läuferstein ausgehauen, wo dann der hölzerne Achsdreher und sein Mitnehmer die Drehbewegung übermittelte. Die Mühsteine wogen einzeln etwa 28 Kg, größere für Kraftmühlen entsprechend mehr. Neben den Handmühlen wurden auch Kraftmühlen (z. B. für Müller/Bäcker) hergestellt. In geringerem Umfang wurden auch Bau- und Werksteine hergestellt.

Vor allem die Handmühlen waren ein beliebter und gefragter Exportartikel, der den ganzen Rhein hinauf bis Basel und hinunter bis nach London und Nordfriesland gehandelt wurden. Wahrscheinlich gab es auch Groß- und Einzelhändler für die Mühlsteine. Natürlich in Antunnacum, Verladearbeiter, Stauer, Schiffsmannschaften, Kapitäne, Bootsbesitzer.

Im Mayener Grubenfeld wurden auch Unmengen von Mörser (und Stößel) aus Basaltlava hergestellt, von 30cm – 80 cm hohen, tiefen und flachen Mörsern ist alles vorhanden. Vielleicht wurden die Mörser auch mit den Mühlen zusammen als Paket geliefert, weil man die Getreidekörner vor dem Mahlen in den Mörsern entspelzen musste oder die Körner zur Herstellung von Breien grob zerstoßen hat. Wahrscheinlich wurden sie auch zum zermahlen von Pflanzen und Farben zur Heillmittelherstellung genutzt. Die Mörser haben am Rand jeweils vier Vorsprünge, wohl zum Anbringen von Seilen für den Transport.

Zusätzlich zu den Werkstätten direkt im Steinbruch gab es auch Werkstätten in Mayen wie auch im Andernacher Hafen.

Wer arbeitete in den Steinbrüchen? Ganz zu Anfang wohl römische Soldaten, später einheimische Steinbrecher und Sklaven, auch Verbrecher oder Kriegsgefangene. Die Verurteilung zur Zwangsarbeit (damnatio ad metalla) im Steinbruch war im römischen Reich üblich, da es für die Steinbrucharbeit nicht viel zu lernen gab und es außerdem Schwerstarbeit war, die kaum jemand freiwillig machte. Eine Menge Arbeiter brauchte man auch einfach nur für das Wegräumen und Abtransportieren des Abbau- und Werkstattschutts und für die Verladearbeiten und Transport der Rohlinge und Mühlsteine. Neben den Steinbrechern und Mühlsteinhandwerkern muss es auch Schmiede im Steinbruch gegeben haben, die die ständig stumpf werdenden Eisenwerkzeuge wieder schärfen oder auch Ketten und Hebezeuge reparieren oder herstellen musste.

Schiefergewinnung
Schieferabbau am Katzenberg, beliebt schon in der Römerzeit als Dachabdeckung, die viele Gutshöfe im Eifel und Mittelrheinraum verwendet haben. Auch die Tempel waren mit Schiefer gedeckt. Nachweis auch in Xanten und Trier. Auch wieder gleiche Handelswege wie die Mühlsteine. Verwendung des Schiefers auch für Mauern, Grabkisten als Schutz für die Tonurnen, Boden- und Abdeckplatten für römische Wasserleitungen.

Eisengewinnung
Metallgießereien und Bronzeschmieden (gefunden Im Bannen, Mayen)
Es gab dort Schrotmühlen mit Quarzlagern mit wasserangetriebene Hammerwerken, die die gerösteten Roheisenklötze zerkleinerten. Das Material wurde in Schmelztiegeln erhitzt und in Barren gegossen gehandelt.

Hierzu kommt ein hoher Bedarf an Holzkohle  für die Eisengewinnung und das Schmiedefeuer. Es wird also im Umfeld auch Köhler und Meilerbetriebe zur Holzkohlegewinnung gegeben haben, die von Holzfäller und Holzhändlern beliefert wurden. Die vielen Töpferbetriebe werden ebenfalls einen hohen Holzverbrauch für ihre Brennöfen gehabt haben.

Töpferbetriebe
Töpferei war der zweitwichtigste Handwerkszweig in Mayen. Dutzende spätrömische Brennöfen wurden gefunden. Töpferton steht an der heutigen Polcher Str. an, deshalb waren dort auch viele Werkstätten angesiedelt. Im 4. Jh. Bekommt die hart gebrannte „Mayener Ware“ eine fast marktbeherrschende Stellung. Exporte gehen bis ins Elsass, Schweiz, London, Nordfriesland, dieselbe Verbreitung wie die Mühlsteine (gleiche Transportwege).

Genauso wichtig waren Zimmerleute und Schreiner, die Hölzer für Brucharbeiten, Werkzeugstiele, Holzkeile, Rund- und Kanthölzer, Bedarf an Karren und etc. herstellten. Gerbereien, Schuster und Lederwarenhersteller stellten all die für die Produktionen notwendigen Zubehöre, wie Werkzeuge, Riemen, Schuhe, etc. her.

Seilereien gab es bestimmt in Andernach oder Mayen, die dort den Bedarf an Seilen und Stricken jeder Dicke aus Flachs oder eher wahrscheinlich - aus Hanffasern - z. B. auch für die Takelage der Schifffahrt herstellten.

Es muss ein quirliges Hin- und Her von Fußgängern,  Reitern, Lastkarren - von Pferden, Eseln, Maultieren oder Ochsen gezogen, auf den Hauptstraßen zwischen Mayen, Kretz und Andernach gewesen sein!


Töpferei


Brennofen


Töpferstempel/Markenstempel





Werkzeug




Getreidemörser verschiedener Größe


Mühlsteinherstellung








Aschekisten aus Basalt