spätantike Religion, Tempel,

Rituale, Weihesteine, Statuen


Götter/Kulte/Priestertum

Das Priesteramt wurde von der römischen Aristokratie oder der lokalen Oberschicht (ordo decurionum) ausgeführt. Zur Durchführung des Kaiserkultes waren auch vermögende Freigelassene zugelassen. Über den Kaiserkult war deshalb auch ein gesellschaftlicher Aufstieg möglich.
Die Priester und Opferdiener sorgten für den korrekten und damit wirksamen Ablauf der Rituale und die Formen des "Vertrages" mit dem angerufenen und beopferten Gott oder Göttin. Die Priester waren also Dienstleister oder Vermittler eines Gottes oder einer Religion und nur sie waren in alle Einzelheiten eingeweiht.
Die Kulthandlungen waren bestimmt von Bittgebeten und Verpflichtungen, Weissagen, Vorzeichen, Gelübden, Weihegeschenken, sozusagen ein Handel mit den Göttern, um die erfolgreiche Abwicklung von Geschäften, das Gelingen grösserer Handelsgeschäfte, die Bitte um eine zwischenfallfreie Reise, die Erfüllung von Liebes- und Kinderwünschen, um Heilung von Krankheiten, der Wunsch nach erfolgreichen militärischen Unternehmungen und einer Rückkehr aus dem Krieg zu erbitten. Was auch immer auf der Wunschliste des Lebens steht. Es gab auch Orakelsprüche, die für ein Opfer oder einen Geldbetrag getätigt wurden.



Hier die Tonkugeln mit durchgehender Nummerierung, die man am Martberg bei Pommern an der Mosel gefunden hat. Wahrscheinlich entsprach die Nummer auf der Kugel einem festgelegten Orakelspruch auf einem Altarstein oder ein Priester gab einen entsprechendes Orakel ab.

Während der Rituale wurden Tonfigürchen aufgestellt, Tiere geschlachtet (Hammel, Schwein, Rind, Geflügel) und aus deren Organen die Zukunft gedeutet. Die Priester lasen Prophezeiungen aus dem Vogelflug. Meist wurden die ungeniessbaren Tierteile geopfert, der essbare Rest ging in die Verpflegung der Priesterschaft und der Besucher. Aber auch Wein, Weihrauch, bestimmte Kuchen, Getreide, Früchte, etc. wurden geopfert oder rituell verbrannt. Beim Opfervorgang wurde die Toga als Demutsbezeugung über den Kopf gezogen.
Eine besondere, geweihte Ausstattung der Tempel an Opfermessern, Opferkannen, Opferschalen, Altären, Opferfeuern erlaubte ein breites Angebot an rituellen Möglichkeiten und damit viele Arten, als Hilfe- und Heilsuchender sein Geld am Tempelstandort auszugeben.

Der Umgang mit den Göttern war ziemlich zweckbestimmt und entsprach eher einem Handel/Vertrag (Votum), in dem gegen Erfüllung des Wunsches ein entsprechende Gegenleistung erbracht wurde, z.B. einen Weihestein zu Ehren des göttlichen Helfers zu errichten. Zum Beispiel lebte am Martberg an der Mosel ein ganzer Ort von der Produktion der zu Opferzwecken verwendeten Tongefäße, wie die Ausgrabung von Mengen an Brennöfen und Figurenresten beweisen.
Die Anrufung der Götter fand bei Mahlzeiten,  bei Beginn und Ende von Reisen, von wichtigen Arbeitsschritten, bei Familienfesten und Vertragsabschlüssen, beim Beginn von Feldzügen, Zusammentreten von politischen Gremien, etc. statt.  Es gab auch für mehr oder weniger jeden Anlass eine überirdische Instanz, die angerufen werden konnte.
Und so befinden sich, als Zeichen für die Erfüllung der Wünsche und Gelübde, die meisten der schriftlichen Überlieferungen aus dem Alltag des römischen Imperium auf Weihesteinen, Altarreliefs und Grabmonumenten.

Zu den gebräuchlichen Ritualen gehörte die Anfertigung von Fluchröllchen, die geweiht wurden, um einem Feind oder Konkurrenten/in erfolgreich die "Pest" an den Hals wünschen zu können. Hier eines aus Blei um einen Knochen gewickelt


Es gab auch sozusagen anonyme Einwurfeinrichtungen für die Wünsche, z. B. ein Loch in einer Tempelwand, in die man seinen notierten Wunsch in ein dahinter angebrachtes Gefäss fallen lassen konnte.  In Reinheim hat man so eine Wand mal neuzeitlich nachempfunden und den Besuchern die Möglichkeit gegeben, ihre Wünsche genau so abzugeben. Die Wünsche in verschiedenen Sprachen hat man dann auf einer großen Wand gut sichtbar aufgeschrieben. Sehr interessant zu lesen.



Hier folgt nun eine Bildersammlung von Göttern und Göttinnen, von Altären, Weihegefäßen und was sonst noch so zum religiösen Brauchtum gehörte:


Epona- Wandrelief und Epona-Stelen


Eponarelief (Saalburg)


Epona-Statue aus Boppard



Bronzevenus Belginum

 



links Mars, mitte Apollo


Minerva


Merkur und Rosmertha


Merkur, Minerva und Apollon


wahrscheinlich Fortuna


"Sternenpriester" 


                                              Figur mit "Sternenkronen"-Frisur


Sammlung/Set von Votivfigürchen diverser Götter und Kultisches Geschirr


Phallusdarstellungen - hier in Stein. Es gab sie aber auch als Anhänger, als Ampeln, als Glücksbringer an Toren, etc.

Opferstock für Gold/Geldspenden


 
Apollostatue aus Boppard


                                         jugendlicher Herkules



Jupiterstatue


Kaiserkult


Luna



Diana und Merkur


Widder und Hahn, die Begleiter von Merkur

Weihesteine und Stelen wurden gerne als Opfer für die
Erfüllung eines Wunsches/Gebets durch die Götter gestiftet.


Concordia-Weihestein Saalburg



       Merkurstele- Zeichnung mit Widder und Hahn, Geldsäckel, Stab und geflügeltem Helm                      


Fortunastele


Stieraltar/Kybelekult


 
                      Muttergottheitenmuschel/Matronen                               




Zeichnung Mithrasfries


Votivgaben

 
Altartisch


                                      Miniaturkultgefässe (BR)

Als Gefäße aus Glas oder Keramik für Trankopfer dienten Gesichts- oder Schlangengefässe, Räucherwerk. Weihrauch wird in  speziellen Räucherkelchen abgebrannt. Wahrscheinlich dienten Flötenspiel, Rasseln und Glockenspiel zur Untermalung der rituellen Handlungen.
Schlangen haben in der römischen Vorstellung eine schützende Funktion für Haus und Hof. Schlangendarstellungen fehlen auf praktisch keinem Lararium.

Der Gott Priapus ist zuständig für Wohlstand, Fruchtbarkeit und Sexualität, beschützt das Vieh, die Gärten, Felder und Weinberge. Beide Hauptsymbole, nämlich Schlange und Phallus wurden von der kath. Kirche zum "Teufelswerk" umgewidmet.


Der Räucherkelch ist ein Altar im Kleinformat. In ihm werden Gewürze, Essenzen, Kräuter, Weihrauch und Speisen als Opfer verbrannt.

Der Gesichtstopf als Bauopfer im Kellerbereich diente wohl dazu, den bösen Blick abzuwenden. Und eine Weinbergschnecke im Fundzusammenhang zeigt, dass sie sowohl als Delikatesse verzehrt wurde, ihr aber auch aphrodisiatische, heilende und empfängnisunterstützende Eigenschaften zugesprochen wurden.



Lararium, der Hausaltar

Der Name Lararium leitet sich vom häuslichen Schutzgott Lar ab. Im Hausschrein gibt es als Hauptgott den Genius, der den Hausherrn sein Leben lang begleitet und Juno, die Schutzgöttin für die Dame des Hauses.  Abbilder aus Wachs, Keramik oder Stein und Bronze bilden weitere Schutzgötter, die Penaten und die Ahnen ab, in Gesellschaft von Lämpchen und Opfergeschirr.
In allen ausgegrabenen römischen Gutshöfen und Villen hat man die hauseigenen Lararien gefunden. Manche haben die Form von Tempelchen, stehen auf gemauerten Sockeln oder Holzmöbeln, meistens in einer Wandnische, die mit religiösen Motiven von Hausgöttern, mit Füllhörnern oder Schlangen ausgemalt ist. Um die Nischen herum sind oft Nägel eingeschlagen, um zu feierlichen Momenten Blumengirlanden oder -kränze aufhängen zu können.
Ein Lararium kann aus einer eher kleinen, in die Wand eingelassenen Gebetsnische bestehen, in der ein paar Hausgeisterfigürchen (Laren), meistens verehrte Vorfahren, ihren Platz haben. Man hat aber auch separate kleinere Räumlichkeiten gefunden, so eine Art Mini-Kapellen, die mit etwas größerem Prunk ausgestattet waren und außer den Laren auch noch Götterfiguren und Weihegefässe enthielten.

In Gallien sind nur wenige Lararien-Schreine oder Schränke aus Holz erhalten geblieben, aber die Lage der Fundstücke erzählt, dass hier spezielle Nischen, Regale oder Schränke vorhanden gewesen sein müssen. Man hat auch wertvolles Geschirr zusammen mit den Larenfiguren gefunden, was zu dem Hinweis führt, dass man die Figuren zu speziellen Anlässen aus dem Schrank herausnahm und sie einem Festessen beiwohnen konnten.

Das Lararium lebte bis in die Neuzeit als Herrgottwinkel in den christlichen Häusern weiter, wo das Kreuz, Marien- und Heiligenbilder oder Ikonen mit Kerzen, Spitzendeckchen, Palmzweigen vom Palmsonntag oder Sträußchen von der Kräuterweihe geschmückt wurden.





Ab dem späteren 1. Jh nC verbreitet sich der Mysterienkult des Mithras auch in Gallien. Daneben Sabazios, Jupiter Dolichenus oder das Judentum.  Die Anhänger treffen sich an oder in bestimmten Kultlokalen. Sie verwenden Gefässe, die mit Schlangen, Schildkröten oder Froschen verziert sind, vielleicht zum Mischen von Wein.
Im Gegensatz zu allen anderen Religonen im römischen Reich hatten die Christen ein Problem damit, den jeweiligen vergöttlichten, als obersten Priester (Pontifex maximus) fungierenden Kaiser, als Religionsoberhaupt anzuerkennen. Und dies war halt oberste religiöse Staatspflicht. Die Christen wurden also nicht direkt wegen ihrer Religion verfolgt, sondern wegen ihrer Weigerung, den römischen Kaiser als oberste religiöse Führungsmacht anzuerkennen. Dessen heidnischen Titel "Pontifex maximus", den Kaiser Gratianus vehement von sich geworfen hatte, hat sich die christliche Kircher später wieder für den Papst angeeignet. Wie so vieles andere aus den heidnischen Kulten auch.

Die wohlhabenden Römer hatten eine Vorliebe für besonders aussagefähige Grabmonumente, auf deren Sichtplatten der Verstorbene und sein Beruf oft ausführlich dargestellt wurden. Nicht zuletzt als Werbung am Straßenrand - denn dort standen sie zumeist - für die Erben und Nachkommen in seinem Gewerbe.


eine Kontor-Szene




Tuchhändler


Friseur


Amandusgrabstein aus Trier für einen Veteran aus dem griechischen Raum.

Mir fiel spontan mein Großvater mütterlicherseits ein! Er entsprach vollkommen dem griechischen Typus: Eher klein, kräftig, ausdrucksstarkes Gesicht - und er hiess Amandus. Vielleicht einer meiner frühen Vorfahren mit Migrationshintergrund?