Tarquimpol, das ehemalige
gallische Decempagi (übersetzt: 10 Gaue), liegt heute
am Etang de Lindre, der aber erst im Mittelalter
entstand. Zu spätrömischer Zeit war die Region eher
von Sumpfgebieten der Seille/Salia geprägt und
Decempagi überragte auf einem Hügel die Umgebung. Die
Stadt lag direkt am Handelsweg von Metz nach
Straßbourg, mit Verbindung nach Saarbrücken und war
ein wichtiger Kreuzungspunkt der Straße, die südlich
zu den Vogesen und damit zum Heiligtum auf dem Gipfel
des Donon führte.
Unter dem heutigen Dorf und
im heutigen See liegen die Reste einer reich
ausgestatteten gallo-römischen Metropole. Es
gab einen Tempel und ein Theater, das ungefähr 10 000
Personen aufnehmen konnte, also eines der größten in
Ostgallien. Wie uns ein Bauer
erzählte, braucht man nur den Straßenbelag oder die
Häuserböden aufzugraben und schon stößt man auf die
diversen baulichen Überreste. Das meiste, was bisher
in Tarquimpol gefunden wurde, wird im Museum in Metz
aufbewahrt. Leider bekam ich auf mehrfache
Mail-Anfrage von dort keine Antwort auf meine
Nachfrage nach einem Katalog oder einer Publikation zu
Tarquimpol.
Decempagi muss wohl bis ins
3. Jahrhundert eine Ausdehnung von rund 40 Hektar
Fläche gehabt haben. Schon die Germaneneinfälle
zwischen 250-280 beeinträchtigten den Lebensstil und
Reichtum des Ortes, doch fand rund 100 Jahre lang eine
Erholungsphase statt. Als 356 die Alemannen die Region
verwüsteten, erlitt auch Decempagi den ersten schweren
Einbruch. Unter Julian überfielen 357 die
Alamannen überraschend die Truppen des späteren
Kaisers. Während dieser Schlacht ging eine ganze
Legion unter.
Doch ein Jahr später besiegte Julian mehrere alemannische Könige in der Nähe von Straßbourg. Einige Jahre später gab es nochmals Kampfhandlungen in der Nähe unter Konsul Jovin nahe Scarpone. 451 durchquerten die Hunnen die Region. Kurz danach kam Decempagi unter germanische Herrschaft, im 6. Jahrhundert wurde die Stadt zerstört. Die Germanen etablierten sich in den römischen Resten, verwendeten das Material als Baustoff für ihre Gründung, die sie "Teichenpfuhl" nannten. Später kam Tarquimpol unter fränkische Herrschaft. Decempagi verwandelte sich in ein Dorf, das heute von seinem Burg/Kirchenhügel gekrönt, am Etang de Lindre liegt. Kaum jemand weiss, welche Schätze dort im Untergrund vergraben liegen. |
Die bisherigen Funde spiegeln
ein großartiges Bild der Vergangenheit.
Es gab außerordentlich viele Münzfunde. Aus dem Untergrund grub man Säulen und Kapitelle aus, Fragmente von Statuen, Reste von Tempeln, Theater, Thermen, Rennbahn und Privathäusern im Bereich des heutigen Dorfes und in und um den See herum. Das Theater fand man per Luftbild und stellte fest, dass es eines der größten im römischen Gallien gewesen sein muss. Mit 115 m Durchmesser wird es Platz für rund 10000 Menschen gehabt haben. Allzu viel Genaues weiss man noch nicht, aber die Vermutung, dass Decempagi eine Metropole und Treffpunkt der Herrscher der 10 gallischen Gaue der Mediomatriker war, ist bestimmt naheliegend. Es gab mal eine tolle Adresse
im französischen Internet mit einem Link zu einer
ausführlichen, allerdings in Französisch ausgeführten
Seite, die auch andere archäologische Stätten der
Region betrachtet. Dies war auch die einzige Seite,
die ich finden konnte, die eine einigermaßen
ausführliche Beschreibung zur Historie und Archäologie
der Region darstellte. Mein Dank gebührt dem
Seitenautor! Leider ist die Seite nicht mehr aktiv und
ähnliches habe ich nicht wieder gefunden. Ich habe
leider vor Jahren nicht alle Bilder runterkopiert, die
damals auf der Seite zu finden waren. Man muss seine
dokumentatorischen Bilderraubzüge eben doch machen,
bevor die Seiten irgendwann gestorben sind.
Der ist uns in Tarquimpol vor die Linse gehoppst. |